Die schleichende Ausbreitung der Agglomeration und der Chilchacher von Tenniken
Bewegt man sich von Eptingen über Sissach nach Liestal und Basel - mit welchem Fortbewegungsmittel auch immer: Wo hören die Dörfer auf, wo fängt die Agglomeration an, wo die Urbanisierung und wo die Stadt? Es gibt keine präzisen Grenzen, aber irgendwo um Tenniken geraten wir in eine zusammenhängende Agglomeration, die gegen Liestal - und dann wieder um Basel herum - immer städtischer wird, und die sich da und dort zu einem erkennbaren Ortskern verdichtet. Ohne die Wohnqualitäten für die Bewohner oder die architektonische Qualität einzelner Bauten in diesen wenig klaren Ortsstrukturen in Frage zu stellen: eine raumplanerische oder ästhetische Qualität, derentwegen wir hier verweilen würden, lässt sich nicht ausmachen.
Was ist es denn, was die Identität eines Ortes ausmacht, die Wiedererkennbarkeit oder - wie man im Jargon des Standortwettbewerbs sagt - das Alleinstellungsmerkmal?
Die Dörfer und Städte haben sich als historische Siedlungen über einen langen Zeitraum entwickelt. Die landschaftliche Einbettung, die lokal vorhandenen Baumaterialien und die wirtschaftlichen Voraussetzungen haben zusammengewirkt, um die Siedlungsformen, die markanten Einzelgebäude und die Freiräume zu schaffen, die bis heute die Vielfalt der überlieferten Ortsbilder prägen. Natürlich ist die Zeit nicht stehengeblieben, und diese Vielfalt erlebt seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen schleichenden Rückgang, um nicht zu sagen Abbau. Wir können und wollen die Entwicklung nicht zurückdrehen; sie ist ja mit einem noch nie dagewesenen Zuwachs an Wohlstand für einen Grossteil der Bevölkerung einhergegangen. Dennoch ist der Verlust an gewachsenen Strukturen im ganzen ländlichen Gebiet besorgniserregend und mahnt dazu, die traditionellen Wege von Gewinn und Mehrung des Steuersubstrats durch quantitatives Wachstum zugunsten einer nachhaltigeren Entwicklung zu verlassen. Wenn nicht, lassen wir die Dörfer und Ortschaften zunehmend in einer Umwelt der Beliebigkeit versinken.
Verdichtung ja - aber wo?
Unter diesem Gesichtspunkt ist es zweifellos richtig, wenn die Umweltverbände fordern, die Bauzonen einzuschränken und das Bauen ausserhalb der Bauzonen auf die Bedürfnisse der Landwirtschaft zu beschränken, kurz: die existierenden Ortschaften zu verdichten statt sie ausufern zu lassen, um so die Grenzen zwischen überbautem und nicht überbautem Land nicht weiter verwässern zu lassen. Die Frage ist nur, ob die Landschaft wirklich geschont und die Biodiversität gefördert wird, wenn die letzten historisch gewachsenen Freiräume innerhalb einer Ortschaft überbaut werden. Werden diese Freiräume mit ihren Anlagen und Bepflanzungen nicht als wertvolle Elemente des Dorfbildes erkannt, verkommen die Dörfer zu austauschbaren Agglomerationslandschaften, zu Vororten zu überall und nirgendwo. Unumstritten ist hingegen, dass es sinnvoll ist, dass die Verdichtung dort stattfindet, wo bereits Neubauten entstanden sind. Es gibt bereits Beispiele, wo mit einer nachträglichen, sorgfältigen und qualitätvollen Verdichtungsplanung bisher charakterlose Siedlungen zu architektonisch attraktiven Quartieren aufgewertet werden konnten. Die letzten mit dem Wakkerpreis ausgezeichneten Ortschaften legen ein Zeugnis dafür ab.
Was bedeutet dies für den Chilchacher in Tenniken?
Der Kirchhügel mit Kirche und Pfarrhaus ist sicher das zentrale Element des Ortsbildes. Nachdem die weiten Wiesenhänge Ende des letzten Jahrhunderts mit zahlreichen Einfamilienhäusern und die Talsohle mit einem Industriegebiet überzogen worden sind, hat die Landschaft, in die das Dorf eingebettet ist, viel ihres ländlichen Charakters verloren. Der Gegenhang wird zudem von der Autobahn mit den heute üblichen Lärmschutzwänden durchschnitten. Es ist allein noch die Ansicht von Süden, über den noch unüberbauten Chilchacher, die dem Dorf seine unverkennbare Identität gibt.
Wie der Name es sagt, ist der Chilchacher seit jeher Teil des Ensembles um Kirche, Pfarrhaus und Friedhof. Es ist ein Glücksfall, dass er nicht in den Jahren der Hochkonjunktur in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts dem planlosen Bauboom zum Opfer fiel. Dies ist sicher einerseits dem Umstand zu verdanken, dass er stets im Besitz der Stiftung Kirchengut war, deren Aufgabe es ist, die Kirchengüter, die bei der Kantonstrennung an den Landkanton gefallen sind, gewissenhaft zu verwalten, anderseits aber auch der Tatsache, dass ihn die Gemeinde der Zone für öffentliche Werke und Anlagen zuwies und dass sie nie Bedarf hatte, darauf ein Schulhaus oder sonst eine öffentliche Einrichtung zu erstellen. Es ist nun mehr als bedauerlich, dass gerade die öffentlich-rechtliche Stiftung Kirchengut anregt, den Chilchacher in die Zone für zweigeschossige Wohnbauten überführen zu lassen. Damit soll diese unverwechselbare Ortsansicht unwiederbringlich geopfert und damit das Ortsbild als Ganzes banalisiert werden. Es ist anderseits gerade die Stiftung Kirchengut, die beachtenswerterweise grosse Mittel aufwendet, um Kirchen und Pfarrhäuser sachgemäss renovieren zu lassen. Dass diese Mittel nach dem Auftrag der Stiftung aus ihren Gütern erwirtschaftet werden müssen, ist verständlicherweise eine grosse Herausforderung. Dennoch ist es nach den Erfahrungen mit der schleichenden Verwässerung und Zerstörung der Ortsbilder in den vergangenen Jahrzehnten dringend geboten, dass der unmittelbaren Umgebung der Baudenkmäler - und dazu gehört der Chilchacher zweiflesfrei - dieselbe Sorgfalt entgegengebracht wird wie den denkmalgeschützten Gebäuden selbst. Schliesslich gilt es, eine Gesamtsicht im Auge zu behalten und einen Ausgleich zwischen der baulichen Entwicklung und dem Erhalt der Freiräume, die das Ortsbild massgeblich prägen, im Auge zu behalten.
Es liegt nun an der Gemeinde, d.h. den Einwohnerinnen und Einwohnern, mit ihrem Entscheid über die Um- oder Auszonung des Chilchachers zu zeigen, wie viel ihnen der Erhalt dieses noch intakten Stücks Ortsbild wert ist.
Hansjörg Stalder
Mitglied des Vorstands des Baselbieter Heimatschutzes
HEY CHILCHACHER..........WIE WÄR DAS SCHÖN......
Du könntest eine Oase sein für unsere Kinder und die Bewohner von Tenniken.....
Kreative Naturliebhaber könnten eine vielfältige Gartenanlage erstellen, die mit ihrer Grösse und Vielfalt bestechen könnte... Ein Rückzugsort für alle Tenniker/innen, inspirierend für unsere Kinder, welche die Natur und seine Bewohner entdecken möchten. Ein Lehrpfad für Schulkinder und Schulklassen die lernen möchten, mit und für die Oekovielfalt zu arbeiten....
Wir möchten mit einigen Ideen und Anregungen dem Chilchacher zu neuem Glanz verhelfen.
Auf den 11'000 m2 grossen Areal hätte es Platz für:
Der Gestaltungsmöglichkeit für einen naturnahen Erlebnisraum sind keine Grenzen gesetzt. Verhelfen wir doch dem Chilchacher zu neuem Glanz und einer neuen Bedeutung. Für die Zukunft und für uns ALLE.
Jeannette Keller von Arx
Tenniken 14.04.2019
Es wird zum Wahlkampf geblasen...
Der Wahlkampf soll bereits in vollem Gange sein und tritt-so hört man- derzeit in die heisse Phase ein. Parteien bringen sich in Stellung. Plakate mit Köpfen und wenig aussagekräftigen Slogans wohin das Auge reicht. Werbetrommeln von Schönebuech bis Ammel. Umfang des Getrommels hängt allerdings vom Budget ab, was bekanntlich nicht einsehbar und augenfällig ungleich ist. Den Kandidaten*innen ist es überlassen, wie sie sich selber in ein möglichst positives Licht rücken. Die bisherigen Landräte*innen geniessen das Privileg, in den hiesigen Lokalblättern ihre politischen Glaubensbekenntnisse zu Markte zu tragen, an gut sichtbarer Stelle. Parteien machen Strassenaktionen, verteilen Goodies und rechnen fest damit, dass am Tage danach ein Bericht in der Zeitung erscheint. Mit Argusaugen wird verfolgt, welcher Partei wieviel Platz in der Presse eingeräumt wird. Dass die Medien den ungleichen Kampf mitspielen, ist wohl allen klar, nur die Spielregeln bleiben undurchsichtig. Stiller Krieg gegen lautes Parteiengetrommel. Oder doch eher laues Getrommel? Direkte Konfrontationen finden kaum noch statt, dafür gibt es kaum noch einen öffentlichen Raum. Ein paar Verunglimpfungen bei den Regierungsratswahlen sorgen für berechtigtes Kopfschütteln (Kathrin Schweizer soll nicht kompromissfähig sein, wird behauptet). Alle Kandidierenden setzen mehr und mehr darauf, sich in den sozialen Medien möglichst vorteilhaft zu präsentieren. Und das Kandidaten*innen-fussvolk hat die Möglichkeit, in Leserbriefen von sich hören zu machen. Wichtigste Voraussetzung, dass sie veröffentlicht werden: möglichst kurz sollen sie sein. Sobald ich als kandidierender Fusssoldat- ich bleibe im militärischen Kampfjargon-versuche zu erklären, warum die derzeitigen Pläne der Stiftung Kirchengut BL in Sachen Chilchacher Tenniken z.B. den heutigen Anforderungen einer angemessenen Klimapolitik diametral widersprechen, komme ich mit zwei Sätzen nicht über die Runden. Aber wie gesagt: Fussfessel Kürze. Der Pulverdampf des Wahlkampfes hat die politisch relevanten Inhalte in Nebel gehüllt und dabei ist es nicht einmal sicher, ob es sich nicht nur um virtuellen Pulverdampf handelt. Habe ich jetzt die zulässige Anzahl Wörter bereits wieder überschr...? (Zeichen mit Leerzeichen 2365)
Kaspar Geiger
Landratskandidat SP Liste 2
Tenniken, 25.02.2019
Chilchacher- Eine Nach-Weihnachtsgeschichte
So könnte es sich zugetragen haben: Eine bunt zusammengewürfelte Gruppe, die sich OK Bolzergass-nannte, sammelte in einem Oberbaselbieter Dorf Unterschriften für eine Petition, in der gefordert wurde, dass die letzte, grosse Wiese, der Chilchacher, nicht überbaut werden dürfe. Die Behörde solle sich- so die Forderung der Petition- den Überbauungsplänen der Stiftung Kirchengut widersetzen, die diesen Chilchacher besitzt und ihn in Baurecht einem Investor überlassen will. Innert kürzester Zeit kamen knapp dreihundert Unterschriften von stimmberechtigten Einwohnrinnen und Einwohnern zusammen. In glitzerndem Weihnachtspapier verpackt wurde die Petition anlässlich der letzten GV des Jahres der Behörde übergeben. Zwei Wochen später wurde das letzte Mitteilungsblatt in alle Haushaltungen verteilt. Und siehe da: Die Behörde bedankte sich bei der Bevölkerung für Engagement und Interesse in einer Angelegenheit, die eine kaum vorstellbare Veränderung für das kleine Dorf mit sich bringen würde. Es gehe nicht an, dass die Entwicklung eines Dorfes dem Landbesitzer und einem Investor überlassen werde. Man könne nicht früh genug damit beginnen, über die Wünschbarkeit eines solchen Überbauungsvorhabens in aller Öffentlichkeit zu diskutieren. Irgendwann müsse dieser Bauwahn gestoppt werden und wir als kleine Gemeinde könnten ein Zeichen setzen mit Signalwirkung. Täglich würden in der Schweiz acht Fussballfelder versiegelt- unwiederbringlich verbaut. Irgendwo und irgendwann müsse dieser Entwicklung Einhalt geboten werden. Jammern und bedauern allein genügten nicht mehr. Und wir- das kleine Oberbaselbieter Dorf- könnten- unter Einhaltung aller gesetzlicher Vorgaben- diesen Trend ein kleinwenig brechen. «Wir entlassen den Chilchacher nicht aus der ÖWA Zone. Schliesslich liegt die Weiterentwicklung unseres Dorfes noch immer in unseren Händen.» Weihnachten wurde gefeiert in selten friedlicher Stimmung. Der Einsatz hatte sich gelohnt.
In der letzten Ausgabe des Mitteilungsblattes wurde die Übergabe der Petition mit keinem Wort erwähnt.
Kaspar Geiger
Landratskandidat SP Liste 2
Tenniken, 25.02.2019
Ist das die Demokratie, auf die wir so stolz sind?
Seit beinahe zwei Jahren ist die Stiftung Kirchengut daran, eine Überbauung der 11'000 Quadratmeter grossen Wiese neben der Kirche und Friedhof, Chilchacher genannt, zu planen. Die Stiftung will das «Pfarrland» in Baurecht von einem Investor überbauen lassen. Bis zu 50 Wohnungen könnten auf dem genannten Areal realisiert werden. Einzig einem Gerücht ist es zu verdanken, dass die Öffentlichkeit von diesem Vorhaben überhaupt Kenntnis bekommen hat. Im Sommer 2017 gab es eine erste Kontaktnahme zwischen der Stiftung, zwei Vertreterinnen des Gemeinderates, der Präsidentin der Kirchpflege Tenniken/Zunzgen und dem Natur- und Vogelschutzverein Tenniken. Trotz zweimaligem Nachfragen per Mail konnte ich nicht in Erfahrung bringen, was für ein Bauprojekt geplant wird; vor allem hätte mich interessiert, welche Haltung die Behörde gegenüber diesem Bauvorhaben einnimmt. Über den Inhalt des besagten Treffens wurde Stillschweigen vereinbart. Nicht einmal alle Gemeinderäte wurden über den Verlauf der ersten Verhandlungsrunde ins Bild gesetzt. Offensichtlich sollte keine Diskussion innerhalb der Dorfbevölkerung zustande kommen. In Telefongesprächen mit dem Verwalter der Stiftung Kirchengut wurde ich freundlich darauf hingewiesen, dass die Anrainer bei einem Quartiersplanungsverfahren dann rechtzeitig einbezogen würden. Die Frage, ob die Tenniker Dorfbevölkerung eine solche Überbauung überhaupt möchte, soll offensichtlich umgangen werden. Ist es in der heutigen Situation angebracht, dass der zum Dorfbild gehörende Chilchacher verbaut wird, wenn man an Bodenversiegelung, an Leerwohnungsbestände, an für die Gemeinde anfallende Infrastrukturaufgaben, an Verkehrszunahme usw denkt? Hätten wir - einige Leute aus dem Quartier- in der Gemeindeversammlung nicht offiziell nachgefragt, wüsste bis heute niemand von diesem Vorhaben. Und auch nach der Auskunft, die an der Gemeindeversammlung gegeben wurde, blieb unklar, welche Position der Gemeinderatgegenüber diesem Bauvorhaben einnimmt. Erst als die «Volksstimme» das Thema aufnahm und die Bedenken jener Bürgerinitiative publik machte, die sich gegen eine geplante Überbauung zur Wehr setzt, wurde auch von Seiten der Behörden Klartext geredet. In einem Interview mit eben dieser Zeitung liess Frau Sandra Bätscher, die Gemeindepräsidentin verlauten, sie sei der Meinung, dass der letzte grosse Bauplatz in Tenniken überbaut werden soll. Zusätzliche Steuereinnahmen würden erwartet. (wobei längst erwiesen ist, dass eine Grossüberbauung einer Gemeinde mehr Kosten als Nutzen bringt.)
Neben der Umgehung einer Diskussion über die Entwicklung des Dorfes kommt ein weiterer Faktor hinzu, der einer direkten Demokratie nicht gerade würdig ist. Als die Gerüchteküche über eine mögliche Grossüberbauung Chilchacher zu brodeln begann und man sich über die Dimensionen und Konsequenzen langsam ein Bild machen konnte- immer ohne verlässliche Angaben- hatte ich das Bedürfnis, im Mitteilungsblatt der Gemeinde eine Diskussion zu lancieren. Das Mitteilungsblatt, mit Steuergeldern finanziert, lässt allerdings nur amtliche Mitteilungen und Inserate zu. Ich schlug dem Gemeinderat vor, das Konzept des Mitteilungsblattes so zu verändern, dass auch Meinungsäusserungen seitens der Bevölkerung zu verschiedensten Themen möglich sein sollten. Nach längerer Wartezeit wurde mein Vorschlag abgelehnt mit dem Hinweis, dass «die mediale Präsenz stetig überarbeitet wurde» und dass «das Mitteilungsblatt 2014 ein neues Layout bekam». Leserbriefe sind offenbar unerwünscht.
Fazit: Wenn es nach den Vorstellungen des Gemeinderates und der Stiftung Kirchengut geht, sollte die Gemeindeversammlung über einen fertigen Quartiersplan abstimmen, und damit hat sich’s. Bei der Kosmetik dürfen die Anrainer im Vorfeld mitreden. Über Grundsätzliches wird nicht diskutiert oder erst, wenn es zu spät ist. Schliesslich gibt es Investoren, die ihr Geld gewinnbringend anlegen möchten und eine evangelische- reformierte Kirche, die immer mehr Mitglieder verliert, was der Stiftung Kirchengut zusätzliche Ausgaben beschert. Und zu guter Letzt unterstellt man den Leuten, die sich gegen eine solche Überbauung zur Wehr setzten, es ginge ihnen nur darum, weiterhin ungestört in ihrem idyllischen Quartier der Melodie der Autobahn zu lauschen.
Ist das die Meinungsfreiheit, auf die wir so stolz sind?
Ist das die Diskussionskultur, die den Zusammenhalt unserer Gesellschaft garantiert?
Kaspar Geiger
Landratskandidat SP Liste 2
Tenniken, 25.02.2019